4. Mai 2019

Mt Nebo / unser letzter Tag

Update: Heute morgen wurden wir darauf hingewiesen, dass auf der gegenüberliegenden Seite des Toten Meeres sich nicht Israel sondern Palästina befindet.  Reisen bildet, und Blog lesen eben auch :-*  


Den Tag verbrachten wir eigentlich im Ruhemodus: am Strand, wo wir uns gegenseitig mit Schlamm einrieben und im Meer treiben ließen. Zu Schwimmen versucht man hier vergebens, es funktioniert nicht. Daher ist der Badebereichs auch begrenzt und wehe jemand versucht abseits der Absperrung zu baden. Der Lifeguard sieht alles und pfeift unerbittlich. Im Pool kam dann Adele noch auf ihre Kosten und so vertrieben wir uns die Zeit bis zum Nachmittag. Heute wollten wir nur nochmal einen kleinen Abstecher zum Mount Nebo machen. Auf diesem Berg soll Gott Moses das gelobte Land gezeigt haben. Auf dem Gipfel steht eine entzückende Taufkirche, errichtet auf alten Fundamenten und mit Mosaikbildern aus dem 6.Jh. auf den Böden. Ein Franziskaner Kloster und ein Museum sind ebenfalls zu finden und wieder einmal sind wir so gut wie allein. Dieser Hügel versprüht einen fantastischen Zauber mit ganz besonderem Flair. Wir genießen die atemberaubende Aussicht in alle Himmelsrichtungen (...) es ist ein gelungener Abschluss, einer gelungenen Reise. 

Die Idee nach Jordanien zu reisen, war mehr oder weniger der Neurodermitis von Adele geschuldet. Umso niederschmetternder ist es wohl, dass sie nicht mehr als mit den Füßen ins Tote Meer gehen kann. Jordanien hat uns geflasht. Wir haben schon so viele Länder bereist und so unterschiedliche Nationalitäten kennengelernt, aber keine, wirklich keine ist so offen und herzlich wie die, der Jordanier. 

Angefangen bei der Kinderfreundlichkeit. Zugegebenermaßen war es manchmal zu viel mit dem Angreifen, Hochheben und Küssen von Adele, dass Katja schon die Spucke wegblieb und Adele vorsorglich auf den Arm nahm. Es wurde geholfen den Buggy hochzuheben, Türen aufzuhalten und Adele eine kleine Aufmerksamkeit zu geben. In Deutschland scheitert es dagegen, einer Schwangeren den Platz im Bus anzubieten. 
Wir hatten nicht ein Mal (!) Angst! Auf unserer Reise quer durchs Land, war keine Situation, wo wir ein ungutes Gefühl hatten. Wir erinnern nur an Amerika, da hatten wir dauernd komische Begegnungen, die uns nicht ganz geheuer waren. Und dann die unglaublich extreme Gastfreundschaft! Angefangen bei Hamzahs Eltern in Amman, die uns 2 Tage die Welt zu Füßen legten, dass es uns schon unangenehm wurde und wir sowieso nicht wussten wie uns geschah. Die Jordanier sind unseren Erfahrungen nach, freundliche und warmherzige Menschen. Das menschliche Miteinander und die Gastfreundschaft scheint ihnen noch etwas zu bedeuten, ohne das aufgesetzt und oberflächlich erscheint.  
Wir empfanden es hier als viel toleranter uns gegenüber, als in anderen arabischen Ländern, obwohl die Tradition hier ebenfalls sehr gelebt wird. 
Einzig allein furchtbar traurig war der Anblick von den Kinderverkäufern, besonders in Petra aber auch vieler Orts auf den Straßen. Sowas zu sehen, geht ans Herz und macht nachdenklich.    
Nachdenklich aber eher wütend macht uns der Anblick des Mülls. Warum wird ein so schönes Land derart beschmutzt? Warum gibt es kein Verständnis für die Umwelt und die Natur? Der Müll ist ein großes Problem, wenn er selbst in der Wüste schon angekommen ist. Wie heißt es so schön: es gibt keinen Planet B. 

Jordanien ist auf jeden Fall eine Reise wert. Es ist ein sicheres Land, was verdient hat, gesehen zu werden. Wir wissen es nicht genau, aber wir vermuten dass der Tourismus gebraucht wird. Auch wenn es schade wäre, wenn es hier touristisch zugehen würde. Gerade dieser direkte, intensive Kontakt mit den Jordaniern. hat die Reise so besonders gemacht.  Wir versuchen ein Stück dieser Herzenswärme morgen mit ins Flugzeug mitzunehmen.
Chapeau, an unsere kleine Maus, dass sie so unermüdlich mit uns mitreist und (meistens) Spaß an unseren verrückten Vorhaben hat. 

Reisen bedeutet Grenzen überschreiten, auch die Eigenen! 






2. Mai 2019

Totes Meer Tag 2 / Bethanien

Die Nacht im gigantischen King Size Bett war für 2 Personen fantastisch: für Katja und Adele. Nur Torsten konnte sich an dem riesigen Himmelbett nicht erfreuen, man halte sich fest: da er keinen Platz hatte :-) 
Nachdem wir ausgeschlafen hatten, gingen wir entspannt zum Frühstück. Im Frühstückssaal wandelte sich unsere Entspannung in Anspannung und wir wussten warum wir lieber individuell und einfach reisen. Hier tobten die Menschen und kämpften am Buffet um das Essen. Eine unerträgliche Lautstärke drang durch den Saal und uns verging der Appetit. 
Den heutigen Vormittag widmeten wir unserer Bademaus. Adele war unermüdlich und probierte alle Becken aus und flitze mit ihren Schwimmflügel wie ein Wasserflo im Pool umher. Auch versuchten wir es noch einmal mit ihr ins Meer zu gehen, aber wir scheiterten wieder und mussten sofort mit Südwasser die Beinchen abspülen. 
Eigentlich wollten wir die letzten Tage hier chillen und die Seele baumeln lassen, aber wir entschlossen uns doch nochmal einen kleinen Ausflug zu machen. Wir fuhren in das nur 15km entfernte Bethanien. Hier soll Jesu Christi von Johannes dem Täufer, getauft worden sein. Wir packten unsere Pässe ein, denn der Jordan ist der Grenzfluss zu Israel und wir befanden uns im Sperrgebiet. Schon auf dem Weg dorthin, überquerten wir einige Checkpoints. Den Jordan erreicht man nur mit einer Führung, also parkten wir ab, kauften ein Ticket und schon ging es los. Wir besichtigen alte Ausgrabungen einer Kirche, wo vermutet wird, dass es sich hierbei um die erste gemauerte Kirche handle. Auf dem Eliashügel steht eine Kirche mit goldenen Kuppel und von dort führt ein schmaler Weg hinab zum Jordan. Wir haben gedacht, dass der Jordan ein breiter wasserreicher Fluss ist. Aber er ist ein braunes Bächlein. Auf der gegenüberliegenden Seite, leicht versetzt, finden bei den Israelis Taufen statt und die Pilger klatschen froh und munter, wenn wieder jemand  rückwärts ins Wasser getunkt wurde. Auf beiden Seiten patrouillieren Soldaten. Der Friedensvertrag zwischen den beiden Ländern ist zwar bereits '94 unterschrieben worden aber man spürt deutlich, dass hier keine Sympathie vorhanden ist. Dennoch war es ein besonderer Ort, auch wenn wir nicht gläubig sind,  hat es uns sehr bewegt an dieser Heiligen Stätte sein zu dürfen. Als unser Guide uns zum Gehen bewegte, standen schon mehrere Familien parat. Mit dabei kleine Kinder, oh diese Taufen hätten wir uns zu gern mit angesehen, aber wahrscheinlich war das auch der Grund warum wir den Jordan so zügig verlassen mussten. 
Auf dem Heimweg hielten wir noch in einem kleinen Restaurant. An der Terrasse grenzte ein künstlicher, ungepflegter Teich. Restaurantgäste, vertrieben sich die Zeit bis zum Essen, mit angeln. Das war die jordanische Antwort auf einen Angelteich! Es war wirklich ein skurriler Anblick. Mitten in der Wüste, stehen Menschen mit einer Angel in der Hand. Torsten juckte es in den Fingern und er freut sich schon sehr auf die beginnende Saison. Am liebsten hätte er mit geangelt, aber die Bedingungen sahen nicht so einladend aus. Zurück im Hotel eroberte Adele noch einmal den Toberaum und später spielte sie noch ein wenig im Sand. Wir schauten währenddessen zu, wie die Nacht über dem Toten Meer einbrach. Ach übrigens, hier scheint im Jahr an 330 Tagen die Sonne. Heute nicht! Heute war es stark bewölkt und der Nebel ließ uns nicht einmal die Israelische Seite erkennen. 

Fotos:







1. Mai 2019

Weiterfahrt zum Toten Meer

Aqaba verließen wir heute morgen ganz unspektakulär. Eine nette Stadt aber unser Herz ist hier nicht hängen geblieben. Im Gegenteil, auf der Fahrt stadtauswärts sorgte wieder einmal der jordanische Fahrtstil für mächtig Gehupe und Aufregung. Über 2 Spuren wurde versucht zu wenden und nur knapp entkamen wir einen Crash. Das Auto rechts neben uns wollte um 180Grad wenden und wir, links innen, wollten links abbiegen. Jetzt weiß allerdings der Jordanier wie eine fluchende Europäerin aussieht und wird beim nächsten Wendemanöver sich bestimmt an diesen Anblick erinnern. 
Unsere Fahrt führte dieses Mal über den Jordan Valley Highway in den Norden. Der Highway war kaum befahren und somit hatten wir genug Gelegenheit unseren Blick schweifen zu lassen und um anzuhalten, als eine Herde Kamele unseren Weg streifte. Wir korrigieren: Dromedare! In Jordanien leben Dromedare! Wir fuhren durch viele kleine Dörfer, hier sah man die Armut in der viele leben. Zelte aus Decken und Pappen stehen überall am Straßenrand. Davor hängen Wäscheleinen mit „kleiner Kleidung" - also lässt sich erahnen das in diesen Baracken auch viele Kinder leben. So etwas zu sehen, tut weh aber lässt uns auch inne halten, wie gut wir leben und in welchem Wohlstand. Jeder der in Deutschland lebt und dennoch schimpft, sollte seine Augen durch Reisen öffnen und erkennen, wie gut es einem doch in Wirklichkeit geht. 

Der Highway führte uns direkt am Toten Meer vorbei, schlagartig ging es bergab, denn wir passieren nun den Tiefsten Punkt der Erde-  400m unter Null! Die Landschaft ringsum ist kahl. Hier wächst einfach nichts. Ein skurriles Bild zeigt sich uns: kahle Berge, wohin das Auge reicht nur Sand und Gestein und vor uns liegt ein blauer See über dem eine graue Dunstwolke hängt.  Später erfahren wir dass das Tote Meer unter einer mineralhaltigen Dunstglocke liegt. Der Sauerstoffgehalt liegt um 10% höher als auf Meeresniveau und die Sonnenstrahlen müssen durch den 400fachen Luftfilter, der weitestgehend die hautschädlichen UVB Strahlen abhält. Na wenn das mal keine Verjüngungskur hier ist! 

Heute waren wir immer ein wenig latent genervt, warum wissen wir nicht. Torsten war heute schon vom Dauer-Handy-Klingeln beim Frühstück genervt. Katja vom Jordanischen Fahrtstil und auch hier sollte es sich fortsetzen. Als wir im Hotel ankamen, wurde erst einmal unser Auto auf Sprengstoff gecheckt. Mit einem Spiegel wurde unter das Auto geschaut und auch sonst wurden wir durchsucht. Als wir endlich ins Gelände einfahren durften, wurde auch schon die Autotür aufgerissen und wir sollten schnellstmöglich alles zusammenpacken und aussteigen, da man das Auto für uns wegbringen wollte. Adele schlief noch und mit „schnell" war nix. Der Hotelangestellte war so penetrant, dass der diesmalige Genervt-Faktor wieder an Katja ging und sie ihm zu verstehen gab, nicht weiter zu drängeln. Der nächste Punkt ging wiederum an Torsten, der drängelnde Russinnen über seine Privatsphäre hinwies als sie ihm beim Check-In förmliche über die Schulter lunsten. 
Beide Punkte ging dann an uns, als wir feststellten: wo sind wir hier? Es ist ein Luxus-Tempel!! Und wir mit unseren Traveller-Klamotten standen in einer pompösen Hotelanlage. Nicht unser Fall, da fühlen wir uns in einfachen Hotels oder Pensionen bei gastfreundlichen Einheimischen wirklich wohler. Da darf auch mal eine Kakerlake unseren Weg kreuzen. 
Als wir unser schickes Zimmerchen mit Seeblick bezogen hatten, tranken wir erst einmal einen Kaffee um etwas runterzukommen. Anschließend gingen wir hinunter zum Meer und waren ganz gespannt darauf. Leider fing Adele sofort an mit weinen, da das Wasser auf ihrer Haut brannte. Goodbye, schöner Gedanke, dass das Tote Meer ihrer Haut helfen würde. Abwechselnd gingen wir hinein und konnten es nicht fassen. Die Beine wollten nach oben, und ruckzu lagen wir kerzengerade da und schwebten im Wasser! Welch eine Erfahrung, wir wollen mehr davon!
Um Adele weiter bei Laune zu halten, gingen wir danach in den riesigen Pool. Adele wollte gar nicht mehr raus aber wir mussten uns noch etwas zum  Abendessen besorgen. Leider war das auch ein Reinfall. Shit happens, der Tag war von vornherein bestimmt uns mit vielen Faktoren zu Nerven. Morgen kann es nur besser werden, ganz bestimmt. Zu mindest scheint es die Nacht schon zu werden, denn wir haben ein fantastisches King Size Bett!  

Fotos: